Um einen Monitor zu kalibrieren, möchte man meinen, es reicht schon, sich irgendeine Mess-Sonde zu kaufen, den Rest erledigt die dazugehörige Software. Entsprechende Produkte zwischen 100€ - 1000€ und zugehöriger Software bietet der Markt in Hülle und Fülle. Aber was man dafür bekommt, stellt sich nicht nur als "Fake" heraus. Es ist sogar wahrscheinlich, dass man wesentlich schlechtere Ergebnisse erzielt im Gegensatz zu den Werten, die man schon hatte, wenn das Display frisch aus der Fabrik kommt. Besonders bei professionellen Geräten wächst das Risiko von Referenztauglichkeit also Klasse 1 auf Klasse 3 oder noch schlechter herabzusinken.
Die allermeisten günstigen Sonden sind sogenannte Colorimeter. Sie ähneln sehr den Kamera-Sensoren, die auf RGB Farbfiltern basieren (siehe obiges Foto). Dem ein oder anderen ist vielleicht schon mal aufgefallen, dass Kamera Sensoren die Farben von unterschiedlichen Monitoren sehr unterschiedlich erfassen, auch wenn diese mit bloßem Auge identisch aussehen. Der Grund dafür ist: verschiedene Monitore weisen verschiedene spektrale Eigenschaften auf. Um es einfach zu beschreiben: man misst die falschen Farbwerte, so wie das Foto von den Monitoren oben, die Farben auf gleich aussehenden Monitoren völlig unterschiedlich darstellen. Im Foto ist übrigens oben ein LG UHDTV OLED, links ein LCD und rechts gar ein HP Dreamcolor Z24x LCD, alle perfekt kalibriert und gleich aussehend.
Zusätzlich dazu verfügen billige Sonden über keine Temperaturstabilität. Wenn man nun also versucht tausende von Farben zu vermessen, heizen sich die Sonden durch die Wärme des Displays auf. Misst man dieselbe Farbe nach zum Beispiel 30 oder 120 Minuten erneut, wird die Sonde andere Werte ausgeben. Ebenfalls sehr wichtig für die Erstellung von 3D-LUTs: billige Farbmessgeräte sind nicht in der Lage, tiefe Schwarztöne korrekt zu messen, sie sind insbesondere für OLEDs unbrauchbar! Kein Wunder, dass so viele User auf Heimkinoforen über ominöse dark black Probleme bei OLEDs berichten.
Eine weitere "Täuschung" besteht innerhalb der Software, da bei billigen Versionen der Software es nicht vorgesehen ist, den Farbraum des Geräts passend zu konfigurieren. Man bemerkt nicht, dass man z.B. tatsächlich den P3 Farbraum des Gerätes misst, obwohl man eigentlich mit REC709 arbeiten möchte. Nach der Kalibrierung befindet man sich immer noch im falschen Farbraum oder dem am Gerät falsch vor eingestellten Farbraum Preset. Beispielsweise sind die neusten Laptop Displays oder iMacs von Apple nicht sRGB/REC709, sondern im P3 Farbraum. Wenn deine Zielgruppe nun aber YouTube sein soll, wirst du in der Regel REC709 und nicht P3 benötigen. Folglich sehen auf neuesten Apple Display Farben je nach Browser oder Software zu bunt aus und Gammafehler kommen meist auch noch hinzu.
Das nächste Problem mit solchen billigen Sonden ist, wenn Sie HDR kalibrieren wollen, sind sie einfach nicht empfindlich genug für die Kalibrierung von dunklen Bereichen bis zu 10% des Videopegels. Dieser Bereich ist riesig von Details, und Sie können viele youtube Video Bewertungen sehen, wo sie bemängeln, dass LG OLEDs nicht in der Lage sind, diese Bereiche richtig zu zeigen, vor allem im Vergleich zu High-End-Referenz-Monitoren wie Sonys BMV HX310 und ähnlich. Im Screenshot kann man aber sehen, wie mit einer High-End Sonde der Bereich von 0 bis 10% mit Luminanzwerten von 0.0000 cd/m2 bis 0.1 cd/m2 korrekt kalibriert wurden, billige Sonden können alles unter 0.1 gar nicht messen und bis 1 cd/m2 sind sie sehr ungenau und rauschen zu stark. High End Meßsonden können dramatisch um Faktor 1000 empfindlicher messen.
Wenn Sie sich die Werte für "target y" und "y" ansehen, können Sie feststellen, dass die Werte bis zu 10 % der Videopegel unter 0,1 cd/m2 liegen. Eine billige Sonde wie i1 display pro oder Spyder ist nicht in der Lage, unter 0,1 cd/m2 zu messen (da kommt dann gar kein veränderter Messwert bis 10% Signalpegel heraus und die billigen Meßprogrammvarianten vermessen auch nur 0 und dann 10% in 10er Schritten, wir vermessen in 8 Schritten allein unter 10% wie hier zu sehen! Und bei höheren Werten ist es wie bei Kameras auch, die Sensoren rauschen dann erstmal ordentlich und geben kein stabiles Signal, bei billigen Sonden so bis ca. 20-25% Signalpegel bzw. etwa 5 nits je nach SDR oder HDR... das obige Messbild stammt von einem professionellen Colorimeter Klein K10a, dass auch in der Lage ist, den Schwarzbereich korrekt zu kalibrieren bzw. überhaupt rauschfrei exakt vermessen zu können. Hier sieht man wie gut man den LG OLED auch in HDR kalibrieren kann. Der weit verbreitete Mythos, der LG hat keine korrekten Schwarzwerte, liegt nur an den weit verbreiteten schlechten Meßsonden. Viele Colorgrader, die sich keinen Monitor für 25.000 Euro kaufen, kaufen sich auch kein Meßequpment für 25.000 Euro. Das tun selbst die wenigsten, die sich einen Sony BVM HX310 oder ähnlich anschaffen.
Unkalibrierte schlechte Schwarzwerte besonders in HDR kann man nur mit hochwertigen Sonden wie Klein K10 a überhaupt vermessen und dann so gut kalibrieren, wie das Bild über diesem.
In den allermeisten Fällen nein! Viele Displays halten zwar die Grenzen des Farbraums wie REC709 ein, was bedeutet, dass sie den Farbraumeckpunkte zu 100% treffen. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber nicht, dass alle Farben innerhalb des Farbraums in der richtigen Position lokalisiert sind. Die meisten billigen Kalibrierungsprogramme kalibrieren nur zweidimensional und nur den Weißpunkt, was aber nicht andere falsche Orte der Farben korrigiert. Und wenn nur der Weißpunkt korrigiert wird, sind die Grenzen des Farbraums möglicherweise immer noch falsch, wie bei den oben angeführten Laptop Displays. Da wir seit über 10 Jahren auch Monitore kalibrieren, haben wir sehr viel Erfahrung mit unterschiedlichsten Hardware und Software Technologien, die wir auch in Kaufberatung oder unsere Trainings einfließen lassen.
Ich kann davon ein Lied singen, weil ich selbst früher all die billigen Sonden und deren neue Generationen gekauft habe, bis ich realisiert habe, warum sie nicht funktionieren. Es hat Jahre an Nachforschung und Lernen und etliche Software und Hardware Bugs zu überwinden gebraucht, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Wirklich professionelle Kalibrierungs Tools wie unser Setup benötigen insgeamt an die 25.000$ Investment, um reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen. Viele meiner Kunden haben sich Geräte von Xrite oder Data Color gekauft, nur um dann frustriert festzustellen, dass diese damit nicht verschiedene Monitore wie z.B. ihr iMac Display mit ihrem Video Monitor gematcht bekamen. Versuch es selbst, aber du wirst dein Geld verschwenden.
Billige Laptopmonitore oder Officemonitore die z.B. über keine Farbtemperatureinstellung verfügen und da die meisten Geräte aus Asien kommen, sind sie viel zu blau. Hier kann man wenigestens halbwegs in Richtung 6500 K kommen statt 9000k. Allerdings können die Farben dann immer noch sichtbare Abweichungen zu den Referenzwerten haben. Immerhin hat man so vielleicht 70-80% Verbesserung erzielt auch wenn man von Referenzqualität noch deutlich entfernt ist. Kauft man aber z.B. einen guten Eizo ab 800 Euro aufwärts, dann kann man die nur verbessern, wenn man absolute High End Meß-Technik einsetzt.
Nur High-End Spectroradiometer mit sehr hohen spektralen Auflösungen mit echten 4 oder 2nm sind in der Lage die schlechte Colorimeteraufzeichnung der Farben von unterschiedlichen spektralen Eigenschaften der unterschiedlichen Display-Technologien (wie OLED, PLASMA, LCD, etc.) zu korrigieren, aber du musst dies jedes Mal bei jedem Display tun. Wenn du billigen Sonden mit besserer Software kaufst und Kalibrierungspresets für unterschiedliche Display-Typen, wirst du immer noch scheitern bei dem Versuch Referenztauglichkeit zu erzielen oder unterschiedliche Monitor-Typen aufeinander abzustimmen (wie Kunden vs. Referenzmonitore).
Billige Spektralradiometer wie das i1Pro haben keine ausreichende Auflösung, um genau genug für die Referenzqualität zu sein. Sie sind mindestens eine Delta E2000 Abweichung von 0,5 bis über 1,0 von der richtigen Farbe entfernt. Ein gutes Referenzdisplay hat ein durchschnittliche Abweichung von Delta E2000 von nur 0,5 bis 0,75. Addiert man diese Fehler eines billigen Spektros, kommt man so bei einem guten Ausgangsgerät auf ein Delta E2000 von 1,0 bis 2,0, was bedeutet, dass man die Referenzqualität damit verloren hat.
High-Res Jeti 1511 Spectroradiometer mit echten 2nm Auflösung.
Xrite i1Pro2 oder Pro3 haben nur eine Auflösung von 10 nm (nanometer) was viel zu wenig ist.